Der ganz normale Wahnsinn – oder: aus dem Alltag unserer Tierpflegerinnen!

Von Vorstand am 18.08.2022

Sitzen Sie manchmal am Schreibtisch und denken sich, wie schön es sein müsste, auf einem sonnigen Rasen mit einem freundlichen Hund zu spielen? Ach, Tierpfleger müsste man sein… Aus diesem Tagtraum möchten wir Sie nicht reißen. Jeder unserer Tierpflegerinnen spielt in ein paar ruhigen Minuten mal mit den Hunden, auch wenn diese oft mit einigen Eigenheiten zu uns kommen, die man erstmal kennen lernen und damit umgehen muss. Der Alltag sieht aber ein bisschen anders aus und einfach, um mal aus dem Nähkästchen zu plaudern, sei ein ganz normaler Tag aus einer der letzten Wochen beschrieben.

Früh morgens, Schichtbeginn, die Tiere sind unruhig und möchten Futter, Aufmerksamkeit, Gassi gehen und saubere Zwinger. Übrigens nicht nur die Hunde. Auch die Katzen und mehrere Kleintiere… Kaum mit dem Tagesgeschäft gestartet, klingelt das Telefon. Franz, der nette Hundekerl, der aus einem Tierheim in Frankreich nach Ettlingen gebracht worden war, um eine Ausbildung zum Diensthund zu erhalten, wird angekündigt. Sein Herrchen, der während Corona viel Zeit mit ihm verbringen konnte, hat einen neuen Job und kann sich nicht mehr kümmern. Die Ausbildung ist
leider sowieso passé, Franz ist im Gegensatz zu Kylo, der bereits erfolgreich in Diensten steht, zu klein und daher nicht geeignet. Kleiner Vorgucker, Tage später zaubert der Erste Vorsitzende Interessierte aus dem Ärmel, die sich in Franz verliebt haben und ihm ein neues Haus mit Garten anbieten wollen. Franz darf nach dem Kennenlernen zum Probewohnen und erhält Tage später grünes Licht. Es passt, er darf bleiben.


Die erste Runde ist geschafft, E-Mails werden gecheckt. Eine Anfrage des Tierheims München ploppt auf, ein Platz für ein Minischwein wird gesucht. Eine bedauernde Absage wird geschrieben. Für die Aufnahme eines Huftiers bedarf es bestimmter Anforderungen, die das Tierheim Ettlingen nicht erfüllt. Das Minischwein aus Bayern zieht auf einen baden-württembergischen Gnadenhof.

Es klingelt am Tor. Besorgte Menschen bringen einen uralten Kater vorbei, der sie seit zwei Tagen bei der Gartenarbeit begleitet und umschmust hat. Aufgrund der Tätowierung im Ohr gehen sie davon aus, dass es Besitzer gibt, die ihn sicher bereits vermissen. Tasso wird angerufen. Leider ist die Nummer dort nicht registriert worden. Ein Anruf bei einer hilfsbereiten Arzthelferin einer großen Tierarztpraxis hilft weiter. Das Kürzel der Nummer zeigt auf, bei welchem Tierarzt tätowiert wurde und wird auf der vorhandenen Liste gefunden.

Tatsächlich hat dieser Tierarzt einen Namen parat, auch wenn der Besitzer seit 15 Jahren nicht mehr in der Praxis gesehen wurde. Das Internet wird bemüht, eine Adresse gefunden. Ob der Besitzer umgezogen ist? Endlich wird jemand erreicht, der Opa gehört dorthin, warum er denn um Himmels Willen einfach eingepackt wurde, schließlich habe er nur seine Runden gedreht? Egal, er wird abgeholt, Mission erfüllt.

Der Vormittag unserer Tierpfleger ist in Windeseile vergangen. Ist denn jetzt Zeit für ein Mittagessen? Na ja, aber bitte schnell, eine verzweifelte Dame bringt in diesem Moment Buddy zurück. Die Appenzeller, die sie in ihrer Kindheit gekannt hat, hat sie nicht so aufwändig in Erinnerung. Sie fühlt sich überfordert, hat die Erziehung dieser Rasse unterschätzt. Dem ein Jahr alten Tier fehlt aus Pandemiegründen der Besuch einer Hundeschule. Ein gebuchter Trainer hatte Ansätze, die Buddy beim Gassi gehen leider immer wilder machten. Auch ist jetzt ein Baby im Haus, das scheint alles nicht zusammen zu passen. Buddy wird auf einer speziellen Facebook-Seite inseriert. Dort schauen sich Menschen um, die mit der Rasse Erfahrung haben. Interessenten aus
Thüringen und Hessen melden sich. Die einen scheinen Buddy etwas zu nachdrücklich Manieren beibringen zu wollen, die anderen wollen ihn unkastriert lassen und eine Hobbyzucht beginnen. Nein, das ist beides nichts. Buddy bleibt, bis jemand gefunden ist, der die Pfleger von seiner Geeignetheit überzeugt. Spoiler: es gibt zwei Interessenten, die vielversprechend klingen. Sie werden eingeladen und dürfen sich unter Beachtung der Hygieneregeln um Buddy bemühen.

Die nächste Fütterzeit beginnt, an Verweilen und mit den Tieren Beschäftigen ist leider nicht (immer ausreichend) zu denken. Vor ein paar Tagen war Hundewelpe Fiona vorbeigebracht worden. Sie war im Wald gefunden worden. Trotz engagierter Suche von Hundetrainern hatte man weder das Muttertier noch Geschwister finden können.

Heute kommt die die traurige Klarheit ans Licht. Hier war ein kranker Schlepperwelpe entsorgt worden. Fiona zeigt zunehmend Symptome, kommt sofort in die Klinik und wird dort einige Tage und sehr viele Euro Arztkosten später an einem Virus sterben. Bis dahin herrscht längst Quarantäne im Tierheim, denn wenn sich ein viruserkranktes Tier dort aufgehalten hat, muss die gesamte Anlage desinfiziert werden und niemand Externes darf sie betreten, bis klar ist, dass kein anderes Tier den Virus übernommen hat.

Neben all diesen Ereignissen kümmern sich unsere Pfleger täglich um verzweifelte Anfragen in Bezug auf entlaufene oder entflogene Tiere, geben Ratschläge über das weitere Vorgehen bei verletzten Wildtieren und koordinieren die Gassigeher mit ihren Schützlingen, doch das sei nur noch rasch erwähnt. Es ist Abend, die Tiere in der Anlage werden noch einmal versorgt, die Pfleger eilen nach Hause, um Energie zu tanken, denn morgen wird auch ein ganz normaler Tag. Vielleicht ja mal mit ein paar Minuten, um mit den Hunden zu spielen..

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