Flori

Mein lieber Flori,

im Dezember 2020 musstest Du mit 17 Jahren noch die Bekanntschaft mit dem Tierheim machen, weil sich Dein Frauchen krankheitsbedingt leider nicht mehr um Dich kümmern konnte.

Du warst völlig verstört und hast die Welt nicht mehr verstanden. Sobald jemand in Dein Zimmer kam, bist Du sofort verängstigt in eine Höhle geflüchtet. Hat man sich Dir in Deinem Rückzug genähert, hast Du heftig gefaucht.

So oft ich konnte, habe ich mich damals zu Dir gesetzt und Dir, Dein Fauchen ignorierend, Deine geliebten Dreamy Leckerlies mit der Hand in die Box gestreckt.

Irgendwas hatte mich von Anfang an, an Dir fasziniert.

Nach einigen Wochen bist Du plötzlich aus Deiner schützenden Transportbox gekommen, hast Dich in ein Kuschelbett gelegt und sogar streicheln lassen. Kurze Zeit später war klar, dass Du bei uns einziehen wirst.

Nachdem diverse Untersuchungen abgeschlossen waren, war es am 05.02.2021 endlich soweit.

Eigentlich solltest Du zur Eingewöhnung erstmal ein eigenes Zimmer bewohnen, damit Du dich aufgrund der Veränderung nicht wieder voller Angst in Deiner Box verschanzt.

Doch in Deinem neuen Zuhause angekommen, hast Du alle überrascht…. Du bist sofort raus aus der Transportbox, hast das Zimmer inspiziert und schnell den Ausblick von der Fensterbank inklusive dem Fenstersofa für Dich entdeckt. Bereits am nächsten Tag hast Du Bekanntschaft mit Moritz, Bips und Tami gemacht. Die verdutzten Blicke und das teilweise Fauchen Deiner neuen Fellkumpels hat Dich wenig irritiert. Du bist wie selbstverständlich durch die ganze Wohnung marschiert, hast weitere Aussichtsmöglichkeiten gefunden und man hatte den Eindruck, Du bist schon lange hier daheim.

Das Rausschauen war generell das Größte für Dich. Wenn Du nicht geschlafen hast, was Du extrem tief und fest konntest, oder wir am kuscheln waren, bist Du oft an einem Fenster gesessen. Sicher warst Du bestens informiert über die hübsche Nachbarskatze, die ganzen Eichhörnchen, Krähen und Tauben im Wäldchen hinter unserem Haus und bestimmt wusstest Du wer wann mit seinem Hund Gassi geht.

Oft habe ich mich zu Dir gesetzt und wir haben zusammen geschaut, was draußen so ab ging. Was mit Dir zusammen unglaublich entspannend sein konnte.

Sehr gerne hast Du dich auch zu mir gelegt und schnurrend Deine Pfote auf meinen Arm gelegt. Dein lautes und langes Schnurren war so unglaublich schön und beruhigend. Ewig hätte ich Dir dabei zuhören können….. .

Morgens und abends hast Du bei der Medigabe mit dem Naßfutter einen „Bringservice“ genossen. Meist warst Du entweder am rausschauen oder hast auf Deinem Fenstersofa geschlummert. Doch sobald ich ins Zimmer gekommen bin und „Flori essen“ gerufen habe, warst Du sofort laut mauzend völlig aus dem Häuschen. Am Hunger konnte das allerdings nicht liegen, denn Du hast Dich auch sehr gerne an den Fummelboards bedient. Außerordentlich aktiv und motiviert hast Du dir aus diversen Näpfen und Türmen das Trockenfutter erarbeitet. Selbst die leider immer größer werdende inoperable Umfangsvermehrung in Deinem Mäulchen konnte Dich nicht davon abhalten.

Auch Deine Herzerkrankung hielt dich nicht davon ab, frech und munter dein Ding zu machen.

Du hast jeden Raum mit einer unglaublichen Lebendigkeit erfüllt.

Doch dann kam beim Herzultraschall Anfang April leider die Diagnose, dass jetzt beide Herzklappen nicht mehr schließen und der Vorhof sich enorm vergrößert hat. Blutverdünnende Medikamente, die Du in dem Fall dringend gebraucht hättest, durftest Du wegen Deinem Tumor im Mäulchen nicht bekommen. So konnten wir nur versuchen das Ganze mit Entwässerungstabletten noch etwas zu verbessern.

Am Morgen des 29.04.23 warst Du plötzlich sehr schlapp und hattest an nichts Interesse. Selbst Deine morgendliche Runde auf dem Balkon wolltest Du nicht machen.

Mittags hat der Tierarzt Wasser in Deinem Bauch festgestellt. Leider hat Dir die Spritze mit dem Entwässerungsmedikament nicht mehr geholfen, um nochmal richtig auf die Pfötchen zu kommen.

Auf der Fahrt zum Tierarzt hast Du am 30.04.2023 um 21:30 Deine letzte Reise über die Regenbogenbrücke angetreten.

Wie sehr Du mit Deiner fröhlich-frechen und so liebenswerten Art überall fehlst, kann man nicht in Worte fassen. Die Fensteraussichten sind verwaist, kein Flori mehr, der sich laut mauzend auf den Futterbringdienst freut, der abends auf der Couch schon wartet bis ich mich endlich zu ihm geselle.

Flori, es ist sehr ruhig geworden, seit Du nicht mehr bei uns bist. Auch Dein Kumpel Moritz mit dem Du so viel mauzend kommuniziert hast, ist wieder viel schweigsamer geworden.

Wir haben von Deinem langen Leben zwar nur knapp zwei Jahre miteinander geteilt. Doch die Zeit sagt rein gar nichts darüber aus, wie innig eine Verbindung sein kann.

Danke, für jeden Tag, den Du an meiner Seite warst.

Deine Mama mit Moritz und Bips

Autorin: Biggi Kirmse