Meerschweinchen - niedliche Nager mit Ansprüchen

Von Vorstand am 04.08.2024

Meerschweinchen gelten häufig als perfekte Haustiere für Mietwohnungen. Viele Menschen sind der Meinung, dass sie relativ wenig Platz benötigen, sehr leise sind und die Nachbarn nicht belästigen. Zudem dürfen sie als Kleintiere ohne die Zustimmung der Vermieter gehalten werden. Ihr niedliches Aussehen und ihr lebhaftes Verhalten wecken sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen positive Emotionen.

Leicht kann man übersehen, dass Meerschweinchen fühlende Lebewesen mit spezifischen Bedürfnissen sind und sich als Kuscheltiere grundlegend nicht eignen. Schauen wir uns einmal näher an, was eine artgerechte Haltung von Meerschweinchen bedeutet.

Meerschweinchen können vier bis acht Jahre alt werden. Ursprünglich stammen sie aus den südamerikanischen Buschsteppen und Hochebenen. Sie leben in der freien Natur in kleinen Gruppen von drei bis zehn Tieren in Höhlen und Erdbauten. Sie sind sehr soziale Lebewesen. Zur Kommunikation nutzen sie eine Vielzahl an unterschiedlichen Lauten wie Quieken, Pfeifen, Gurren oder Glucksen. Meerschweinchen sollen auf keinen Fall alleine gehalten werden! Ohne Artgenossen sind sie einsam und leiden. Liebevolle Zuwendung durch den Menschen oder die Gesellschaft eines artfremden Tieres ersetzt niemals die Artgenossen. Auch mit Kaninchen sollten sie nicht zusammen gehalten werden. Infolge unterschiedlicher Gewohnheiten und Bedürfnisse würde das durchgehenden Stress für die Nager bedeuten.

Meerschweinchen brauchen viel Platz zum Bewegen, Spielen und Erkunden. Die Haltung in einem Käfig bietet nicht genug Raum, um ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben zu können. Mindestens 1,5 Quadratmeter pro Tier sind notwendig für eine artgerechte Haltung. Ein großes Gehege, in dem sie sicher herumlaufen können, ist wichtig, damit die kleinen Nager sich wohlfühlen. Meerschweinchen, die in Gruppen leben, können auch sehr gut ganzjährig im Garten gehalten werden, wenn das Gehege über isolierte Schlafhäuschen verfügt, die sie mit ihrem Körper aufwärmen können und auch Schutz vor Feinden bieten.

Meerschweinchen brauchen auch Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie lieben beispielsweise Baumstämme oder Kisten, auf die sie hinaufklettern und Ausschau halten können. Auch ein Parcours ist eine tolle Idee, eine zweite Ebene im Gehege bietet noch mehr Platz für Auslauf und Spielmöglichkeiten. Geistige Beschäftigung mögen die Tiere ebenfalls sehr gerne - man kann zum Beispiel in einer Klo- oder Küchenrolle etwas Leckeres (Obst, Gemüse, Kräuter…) verstecken und die Enden mit Heu schließen, so dass die Nager suchen müssen, um an die Leckereien zu kommen. Wichtig sind auch ausreichend große Schlafhäuschen mit jeweils zwei Eingängen und andere Rückzugsmöglichkeiten. Auch wenn Meerschweinchen manchmal zu zweit im Häuschen schlafen, möchten sie sich aussuchen, ob sie alleine oder in der Gruppe schlafen. Daher ist für jedes Tier ein eigener Unterschlupf nötig.

Für Futter, Wasser und Heu eignen sich erhöht stehende Steingutgefäße. Diese sind schwer genug, dass die kleinen Rabauken sie nicht herumschieben können. Das tägliche Futter der Meerschweinchen besteht am Besten aus frischem Heu sowie Gras, Kräutern und Gemüse mit stets verfügbarem frischen Wasser. Als Einstreu eignen sich Stroh oder Hobelspäne nicht, da sie oft zu stark stauben und die Atemwege schädigen. Am Besten ist handelsübliches, staubarmes Kleintierstreu.

Meerschweinchenhaltung kann viel Freude bereiten, als Kuscheltiere sind sie jedoch nicht geeignet. Auf streicheln oder hochnehmen reagieren die kleinen Nager auf ihre ganz eigene Art, die leider oft fehlinterpretiert wird. Wenn sich das Meerschweinchen flach auf den Boden legt, kaum bewegt, den Kopf etwas anhebt und leise quiekt oder ein Geräusch macht, das dem Schnurren von Katzen ähnelt, bedeutet dies nicht, dass es gerade genießt – im Gegenteil: es hat große Angst. Auch wenn man es hoch nimmt und es ganz still hält, im Arm hängt ohne sich zu wehren oder zu zappeln, ist das Meerschweinchen in diesem Moment wie gelähmt vor Angst - es verfällt in eine Angststarre. Meerschweinchen sind Fluchttiere, was in der freien Natur ihr Überleben sichert. Vor allem, wenn sie von oben gegriffen und hochgehoben werden, sagt ihnen ihr Instinkt, dass sie gerade zur Beute werden.

Alleine gehaltene Tiere entwickeln manchmal aus Langeweile und mangelnder sozialer Interaktion die Angewohnheit, die Nähe von Menschen zu suchen, aber sie mit Artgenossen zu halten, wäre menschlicher als sie zu streicheln und mit ihnen zu kuscheln.

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